Ein architektonischer Vielborster: Lanice conchilega baut aus Sand und Muschelschill stabile Wohnröhren und prägt damit Küstenlandschaften vom Nordseewatt bis ins Mittelmeer. Im katalanischen Küstenraum wird er "Cuc paleta" oder „gusano albañil“ genannt – der „Maurerwurm“.
Steckbrief und erkennbare Merkmale
- Wissenschaftlicher Name: Lanice conchilega
- Gruppe: Vielborster (Annelida), Familie Terebellidae
- Größe: Körper bis etwa 30 cm; die Röhre kann länger sein und ragt meist 1–2 cm aus dem Sediment
- Kennzeichen: Zylindrischer Vorderkörper, langes Abdomen; eine feine Tentakelkrone zum Partikelfang
- Röhre: Aus Sandkörnern und Schill „vermauert“, mit Sekret verklebt; Öffnung oft verzweigt oder buschig wirkend
- Färbung: Gelblich bis bräunlich; Tentakel und Kiemen variieren von blass bis rötlich, häufig mit Sand bedeckt
Lebensraum und Verbreitung
- Habitat: Sandige bis feinschillige Böden, vom Flachwasser bis in sublitorale Bereiche
- Tiefe: Häufig ab etwa 5 m; im Mittelmeer auch 8–12 m und tiefer
- Verbreitung: Ost-Atlantik, Nordsee, Mittelmeer und weitere temperierte bis subtropische Küsten
- Auftreten: Als Einzeltiere oder lockere Aggregationen im Mittelmeer; im Wattenmeer gelegentlich dichte „Röhrenfelder“
Ökologische Rolle
- Lebensraumgestalter: Röhren stabilisieren Sedimente, brechen Strömung und schaffen Mikrohabitate
- Nahrungsweise: Partikelfeeder; mit Tentakeln werden feine organische Partikel und Plankton aufgenommen
- Biodiversität: Röhrenkolonien erhöhen die Artenvielfalt, indem sie Schutz und Struktur bieten
- Dynamik: Nach Störung kann der Wurm rasch eine neue Röhre errichten
Mittelmeer-Besonderheiten
- Tarnung: Tentakel oft mit Sandkörnern bedeckt; daher regionale Namen wie „gusano albañil“ (Maurerwurm)
- Erscheinung: Weniger auffällige Farben und zurückhaltende Tentakelkrone als in nährstoffreichen Flachwassergebieten
- Fotohinweis: Häufig verrät nur die verzweigte Röhrenöffnung oder feine Partikelbewegung seine Anwesenheit
Funfacts
- Baumeister: Der Wurm „mörtelt“ aktiv – sammelt Körnchen, klebt sie und baut die Röhre Abschnitt für Abschnitt
- Zwei Gesichter: Von „Unterwasserwäldern“ im Watt bis zu diskreten Einzelröhren an der Costa Brava
- Larvenphase: Frei im Plankton, dann Ansiedlung im Sediment und Beginn des Röhrenbaus
- Resilienz: Entfernt aus der Röhre, startet er den Neubau – eine eindrucksvolle Anpassung an dynamische Küsten